Heimatkunde

Wer waren eigentlich die Prussen?


PRUZZEN, PRUSSEN oder PREUSSEN? "Die ehemaligen Prußen", so schrieb Samuel Bock 1782 in seiner Naturgeschichte, "waren groß, wohlgewachsen, stark vom Leibe wie die Deutschen, wie denn die blauen Augen und die herabhängenden Haare deutsche Abstammung wahrscheinlich machen".

Nur in einem wollen wir widersprechen, in den Adern der Preußen floß baltisches, nicht deutsches Blut. Wie aber, diese Fragen wollen wir jetzt stellen, kamen sie zu ihrem Namen?

Um das Jahr 965 reiste Ibrahim ibn Ja´qub, Spanier, Jude und Mohamedaner, von Magdeburg in die slawischen Gebiete westlich der Weichsel. Dies geschah in einer Zeit, als Otto der Große deutscher König und Kaiser im Heiligen Römischen Reich war, und in Spanien das arabische Kalifat der Omaiyder herrschte. Gerade erst hatte sich der erste polnische König Miezko I. taufen lassen und ein erstes polnisches Reich gegründet. Ibrahim ibn Ja`qub dürfte so etwas wie ein Sklavenhändler gewesen sein, pflegten doch die spanischen Araber von den Deutschen slawische Kriegsgefangene zu kaufen, die als Militärsklaven eingesetzt wurden.

Der Ostreisende berichtete nach der Rückkehr von den Brus, die von den Rus des öfteren überfallen würden. Die Brus lebten am Weltmeer, seinen Nachbarn der Slawen, lebten östlich der Weichsel und seien wegen ihrer Tapferkeit bekannt. Auch verstünden die Brus die Nachbarvölker nicht, weil sie ihre eigene Sprache hätten.

Nun sind die Brus des Spaniers mit den Aestii des Tacitus identisch, die bis in die Zeit des Wulfstan als Aesti, die Aisten oder Esten überliefert wurden. Mit dem Weltmeer ist die Ostsee gemeint, an deren grünen Ufern die Samländer wohnten, die von den Skandinaviern Sembi genannt wurden, stellvertretend für alle prußischen Stämme. Wenn Ibrahim ibn Ja`qub von den Rus berichtet, meint er übrigens die Wikinger.

Papst Johannes XV. nennt die Bewohner des Preußenlandes Pruzzi, Bruno von Querfurt spricht von den Pruzi, die Quedlinburger Annalen erzählen 1025 über die Pruci, und wenig später ist in einem Folgebericht die Bezeichnung Pruze zu lesen. Adam von Bremen, um 1081 verstorben, tauft die Samländer Sembi vel Pruzzi. Er setzt hinzu, das Samland sei den Ruzzis vel Polanis benachbart. Ein Indiz, dass "z" wie "s" zu sprechen ist, Prußi also. So werden dann die Prußen in einer russischen Chronik Prusi genannt, die irgendwann zwischen 1056 und 1114 von einem Mönch namens Nestor verfasst wurde. In der Chronica Slavorum des deutschen Geschichtsschreibers Helmhold wird 1186 von Pruzos berichtet, bis Kirchenchronisten um 1200 beginnen, die latinisierte Bezeichnung Prutheni oder Pruthoni zu verwenden.

So dürfte die Bezeichnung Prußen für das Volk zwischen Weichsel und Memel korrekt sein, richtiger jedenfalls als der Name Pruzzen, der sich lediglich aus einer mittelalterlichen Schreibweise ergibt. Die Ureinwohner selbst nannten sich Prussai.


(Unverändert entnommen dem Buch "Unter dem Donnergott Perkunos" von C.-F.- von Steegen)


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