DER LANDKREIS ELBING   
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Hansdorf


Wie der Name besagt muß Hansdorf ursprünglich ein Dorf gewesen sein. Es gehörte in der Ordenszeit zum Kammeramt Wöklitz, das auch Pomen genannt wurde, und das die sogenannten preußischen Niederdörfer umfasste. Die Gegend im Osten des Drausensees war besonders von alten Preußen bewohnt. Wir wissen nicht, ob Hansdorf ein altes Preußendorf, wie jene preußischen Niederdörfer, gewesen oder ob es als deutsches Dorf erst vom Orden begründet ist. Eine Gründungsurkunde über das Dorf Hansdorf ist uns jedenfalls nicht erhalten. Daß aus Dörfern Güter wurden kam in der Ordenszeit öfter vor. Dieses Schicksal haben in unserem Landkreise z.B. Rehberg und Schönwalde gehabt. Hansdorf vollends tritt überhaupt erst als Gut in das Licht der Geschichte.


Am 11. Oktober 1383 stellte in Marienburg der Hochmeister Konrad Zöllner von Rotenstein (1382-90) die Verschreibung über das Gut Hansdorf aus. Es werden dem Hartwig Bedeken elf Hufen und neun Morgen verliehen mitsamt der Gerichtsbarkeit auf dem Gute. Dieser Hartwig Bedeken war Elbinger Bürgermeister. Er wird auch in einer Urkunde von 1371 genannt, hier lautet sein Name Hartwig Bedike. Bedeken oder Bedike ist eine Umformung aus Böttcher. Die Familie hieß später Bodeker, schließlich von Bodeck.


Hartwig Bedeken bekommt als Besitzer von Hansdorf das Recht zur Fischerei im Drausen mit allerlei Gezeuge, ausgenommen „Niewathen“, d.h. die neue Wate oder das große Zugnetz. Er darf fischen so viel wie er zu seines Tisches Notdurft bedarf. Auch hat er das Recht, zwei Mühlen auf seinem Gute anzulegen. Er ist verpflichtet, dem Orden einen Reiterdienst zu leisten. Zu Urkunde und Bekenntnis der Herrschaft hat er jährlich ein Krampfund Wachs und einen kölnischen Pfennig zu zinsen.

 Hansdorf wird dann noch in der Serpin betreffenden Urkunde vom 17. März 1386 genannt.


Das Gut verblieb nicht lange im Besitz Benekens. Nach einer Urkunde von 1441 verkaufte es damals Günther Strube von Hansdorf, der das Gut von seinem Vater geerbt hatte, an vier Männer zu kulmischem Recht. Die vier Besitzer durften frei fischen zu ihres Tisches Notdurft und eine Mühle anlegen. An den Verkäufer hatten sie an jährlichem Zins eine Mark für jede Hufe zu zahlen. Ferner hatten sie ihm ein Pferd im Wert von 6 Mark zu stellen, damit er seiner Verpflichtung zum Reiterdienst für den Orden nachkommen konnte. Nicht lange blieb dieser Zustand bestehen. Denn bereits 1448 war Hansdorf im Besitz des Ordensspitals in Pr. Holland. Der dortige Spittler hatte dem Orden den auf Hansdorf ruhenden Reiterdienst zu leisten. Weil Hansdorf nach Pr. Holland hingehörte, kam es 1457 auch nicht in den Besitz der Stadt Elbing. Ganz im Elbingschen Gebiet gelegen, gehörte es doch nicht dieser Stadt, und damit auch nicht zur Republik Polen, sondern bis 1525 zum Ordensstaat, und als dieser sich damals zum Herzogtum wandelte, zu diesem neuen Staatswesen. Bei ihm verblieb Hansdorf auch bis 1772, so daß dieses Gut also die einzige Ortschaft des ganzen Elbinger Kreises ist, die nie zu Polen gehört hat. Als im Reiterkrieg (1519-25) das Pr. Holländer Spital zerstört wurde, verlieh der polnische König Sigismund I. 1520 Hansdorf, das damals wieder Dorf war, auf unbestimmte Zeit der Stadt Elbing. Die Einkünfte sollten zum Unterhalt der niederen Geistlichkeit dienen, die in der St. Nikolaikirche die Horen zu Ehren der Jungfrau Maria zu singen hatten. Wahrscheinlich ist diese Verleihung des Polenkönigs aber unter den Wirren des Krieges nicht zur Ausführung gekommen, denn im Krakauer Frieden 1525 kehrte Hansdorf mit Pr. Holland wieder unter die alte Herrschaft zurück und gehörte nunmehr zum Herzogtum Preußen. Herzog Albrecht (1525-68) verlieh es 1565 einem preußischen Edelmann Jacob von Alexwangen, der aber nicht mit dem Elbinger Ratsherrn Alexander von Alexwangen (oder Abschwangen, auch Schwangen genannt), den ersten Elbinger Geschichtsschreiber, zu verwechseln ist. Jener preußische Edelmann Jacob von Alexwangen besaß zwei Dörfer im Samland. Diese tauschte er gegen andere Besitzungen, unter denen sich auch Hansdorf befand, ein. Er erhielt dieses Gut „mit seiner alten Mühlengerechtigkeit und freien Stauung, der freien Fischerei im Drausen und einer freien Krugstatt, ohne weitere Leistungen als die auf die alte Handfeste sich gründende Stellung eines Pferdes von 12 Mark (Bemerkung Mauter: Der Wert der Mark hatte sich geändert. Es galt nicht mehr die alte Ordensmark mit ihren 720 Pfennigen, sondern eine Mark, die offenbar nur halb soviel wert war wie die Ordensmark) zum Heeresdienst“.


Als Alexwangen gestorben war, kaufte das Gut 1589 der Elbinger Ratsherr Johann Bodecke oder von Bodeck, ein Nachkomme jenes Hartwig Bedeken, der es 1383 verschrieben erhalten hatte. Im Besitz der Familie von Bodeck verblieb Hansdorf nun mehr als zwei Jahrhunderte, bis zum Jahre 1825. Hansdorf hatte schon damals einen außerordentlich großen Garten, der über eine Hufe maß. Er war der größte in der ganzen Gegend und im wesentlichen Obstgarten. Aus den Erträgen dieses Gartens, die er in einem Jahr gebracht hatte, konnte 1640 ein schönes Gartenhaus erbaut werden.


Bis 1772 gehörte Hansdorf zum Herzogtum und späteren Königreich Preußen. Auch nach 1772 war Hansdorf noch Jahrzehnte hindurch ein Teil Ostpreußens, bis 1818 bei der Begründung des Kreises Elbing diese Verbindung aufhörte. Damals kam Hansdorf zur Provinz Westpreußen.


Um 1820 hatte das alte Rittergut zwölf Hufen und 123 Einwohner. Man sagte damals, Hansdorf hätte den größten Garten in ganz Altpreußen. Vorzüge des Gutes waren die günstige Lage, der gute Boden und die reichlichen Wiesen. Hansdorf nannte Erwerbsquellen, so eine Brauerei und eine Brennerei, sein eigen. Es hatte auch Fischer und Handwerker. Unter diesen waren die Weber durch Anfertigung feiner Tischgedecke seit langem berühmt. Die bei Hansdorf gelegenen Mühlen, eine Wind- und eine Wassermühle, gehörten nicht zum Gute, sondern waren vererbpachtet.


Was die Rechtsprechung anlangte, so gehörte das Rittergut, das eigene Patrimonialgerichtsbarkeit hatte, jahrzehntelang zum adligen Patrimonialgericht Wiese im Kreis Pr. Holland.

1825 starb der letzte Herr von Bodeck. Eine seiner Töchter hatte den Grafen Karl Casimir Gottvertrau von Hülsen geheiratet, der später als Generalmajor verabschiedet wurde. Er kaufte 1825 die gesamten Wieseschen Güter, zu denen auch Hansdorf gehörte. 1843 zweigte er von ihnen Hansdorf und ein anderes Gut (Falkhorst – ist heute ein Restgut von nur noch einer Hufe, das zur Gemeinde Falkhorst, Kr. Pr. Holland gehört) ab und verkaufte diese beiden Güter an den Gutsbesitzer Johann Joachim Regelin für 55.000 Taler. An die Ostbahn veräußerte dieser 1846 acht Morgen. Er konnte sich auf Hansdorf nicht halten, bereits 1849 kam das Gut zur Zwangsversteigerung. Graf von Hülsen erwarb es für 25.100 Taler zurück und schenkte es 1850 seiner Tochter, der Frau Baronin Marie von Sanden. Diese kam dadurch in den Besitz des ganzen Wieseschen Güterkomplexes, da sie die anderen zu ihm gehörenden Güter bereits besaß. 1860 kaufte den ganzen Komplex der Gutsbesitzer Otto Frankenstein. Er verkaufte aber Hansdorf sofort an den früheren Pächter Carl Ziemens für 49.000 Taler. Dieser veräußerte das Rittergut bereits im Oktober 1862 mit der ganzen Ernte für 71.500 Taler. Es erwarben Hansdorf zu drei gleichen Teilen:

1. Hauptmann Adolf Eggert,

2. Frau Landschaftsrat Maria Eggert *Busenitz zu Weeskenhof,

3. die verwitwete Frau Oberamtmann Johanna Juliana Eggert.


1865 kaufte Hauptmann Eggert Hansdorf von seinen Miteigentümern für 83.000 Taler. 1866 erbaute er an der Stelle des alten Gutshauses ein neues schönes Herrenhaus (ausgeführt wurde der Bau von dem Maurermeister, späteren Stadtrat Karl Schmidt-Elbing, später Hohenhaff . Er hat auch die Herrenhäuser in Vogelsang und Kl. Wogenap erbaut). Er vereinigte 1872 die Mühle, die 1830 vererbpachtete Schmiede und noch ein bis dahin selbständiges Grundstück in Hansdorf mit dem Rittergut (Hansdorf hatte damals eine Ziegelei, eine Wasser- und eine Windmühle). Von Neuendorf kaufte er zwei Besitzungen. Er vergrößerte das Gut um etwa zehn Hufen. Doch nicht lange mehr sollte sich Eggert seines Besitzes erfreuen. 1877 erbte die verwitwete Frau Major Luise Mathilde Eggert *Conventz. 1880 kaufte Hansdorf der Rittmeister Paul Borowski aus Riesenwalde für 350.000 Mark; er bewirtschaftete es ausgezeichnet. 1902 erwarb das etwa preußische 2.000 Morgen große, in guter Kultur befindliche Gut der Landwirt Helmut Rose für 550.000 Mark. Hansdorf hatte damals noch den größten Obstgarten im ganzen Kreise. Nach Rose erwarben Hansdorf 1906 die Landbank zu Berlin für 500.000 Mark und 1907 der Kaufmann Ebel für 600.000 Mark (Kaufvertrag vom Oktober 1906). Dann kauften das auf 328,91 ha verkleinerte Gut 1909 Otto Friesen für 520.000 Mark, 1915 Gustav Knötzke für 650.000 Mark, 1915 Oberleutnant a.D. Erich von Borcke aus Waren in Mecklenburg für 660.000 Mark, 1918 die verwitwete Frau Amtsrat Anna Mittag *Bruns aus Radawnitz, Kreis Flatow, für 900.000 Mark, 1918 Hans Hippolyt von Simpson aus Grünwiese, Kreis Heiligenbeil für 978.350 Mark, 1920 Rudolf und Hermann Wenzel je zur Hälfte für 1.300.000 Mark (Kaufvertrag 19. November 1919) und schließlich 1923 Rudolf Wenzel allein. Durch den raschen Besitzwechsel in den beiden letzten Jahrzehnten war das Gut in einen sehr schlechten wirtschaftlichen Zustand gekommen. Der neue Besitzer ließ sich die Hebung des Gutes in jeder Beziehung angelegen sein. Mit erheblichen Mitteln ergänzte er das fehlende Inventar, dann begann die Bearbeitung des Ackerbodens und der Wiesen. Außerdem wurde 1921 und 1922 neues Land durch Eindeichungen von Drausenkampen gewonnen. Zur Schüttung des etwa 2 ½ km langen Eindeichungsdammes wurde ein Lehmberg abgetragen. Mehr als 40.000 cbm  Boden wurden mittels einer Feldbahn mit Lokomotivbetrieb befördert. Nach Kultivierung der neu eingedeichten Fläche hat Hansdorf etwa 450 Morgen Wiesen. Der Staat verkaufte zur Eindeichung die sogenannte Kabbelkampe, die ursprünglich vom Westufer des Drausen sich losgerissen hatte, am Ostufer gelandet und dort festgewachsen war. Da wegen des Besitzrechts an dieser Kampe die Anwohner des Drausenufers sich mit dem Fiskus lange „gekabbelt“ hatten, erhielt und behielt die Kampe ihren bezeichnenden Namen.


Im Gutsbezirk Hansdorf, der heute 283 ha groß ist, haben Kämmersdorfer Besitzer etwa 140 Morgen Wiesen. Zum Rittergut Hansdorf gehören aber noch etwa 300 Morgen, die in der Gemarkung Neuendorfhöhe liegen.


In der ersten preußischen Zeit hatte Hansdorf eine Schule. Sie wird 1786 erwähnt. 1821 ging sie durch Vereinigung mit der Schule Kämmersdorf ein.



(          Hannelore Albuszies)

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