DER LANDKREIS ELBING   
Start. Stadt Elbing. Landkreis Elbing. Westpreußen. Dorfgemeinschaften. Familienforschung. Heimatkunde. Beiträge. Impressum.

LÄRCHWALDE


ist als Gemeinde erst im Jahre 1877 begründet worden, und zwar durch Zusammenlegung mehrerer alter, bis dahin selbständigen Höfe und Besitzungen. Diese sind: Nazareth, Emaus, Jerusalem, Plantage, Fricks Ziegelei, Schesmershof, Öhmkenhof, Rodeland oder Rodacker. Davon sind ordenszeitlicher Herkunft Nazareth, Emaus und Jerusalem. Bei vielen Ordensburgen gab es Orte mit solchen biblischen Namen. Man weiß nicht genau, wie man diese Benennungen zu erklären hat. Es sind nur Vermutungen darüber aufgestellt worden. Die eine weist darauf hin, daß jeder Ritter verpflichtet war, vor seiner Aufnahme in den Orden eine Pilgerreise nach dem heiligen Lande zu machen. Nachdem Palästina aber den Christen verloren gegangen war, konnten diese Pilgerreisen nicht mehr ausgeführt werden. Deshalb benannte man einzelne Orte vor den Ordensburgen mit den Namen der heiligen Stätten, zu denen die Ritter eigentlich hätten pilgern müssen. An Stelle der Pilgerreisen wurden jetzt Bußgänge zu diesen Orten mit ihren symbolischen Namen ausgeführt.


Aber man erklärt diese biblischen Namen auch noch in anderer Weise. Man meint, daß an diesen Orten Scheingefechte innerhalb der Burgenbesatzung stattgefunden hätten. Diese Benennungen aber wären eine Erinnerung an die Kreuzzüge gewesen. Bei diesen Gefechten hätten die Knechte die Orte verteidigen müssen, die Ritter aber hätten die „heiligen Stätten“ erobert.


Von Nazareth ist nichts Näheres bekannt.


Emaus wurde 1566 dem berüchtigten Michael Friedewald verliehen, der damals gleichzeitig Kl. Wogenap und Reimannsfelde erhielt. Er hatte für Emaus, das nur sechs Morgen groß war, 70 Groschen zu zinsen.


Emaus und Jerusalem hießen späterhin Sandkrug und Zeiskenberg; dieses Wort erklärt sich von der vorbeifließenden Zeiskenbeek, wie früher vorübergehend die Hoppenbeek genannt wurde. Dann kamen aber doch wieder die alten Bezeichnungen auf, die sich bis auf unsere Tage erhalten haben.


Emaus und Jerusalem kamen späterhin in so enge Verbindung, daß sie schließlich nur einen Besitz bildeten, „Emaus und Jerusalem“ galt als ein freies Bürgergut. Es waren also nicht zwei Höfe, wie man aus dem Namen leicht folgern könnte. Dieses Grundstück, das den Namen „Gut“ gar nicht verdiente, bestand ursprünglich aus sechs kulmischen Morgen, 1790 kamen noch zwei Morgen und 285 Quadratruten hinzu. Es war in zwei „idealistische“, d.h. angenommene Hälften geteilt. Die eine Hälfte besaß bis 1812 der Bürgermeister Conradi. In diesem Jahr erbte den Besitz seine Tochter, die Kaufmannswitwe Karoline Elisabeth Mündler, die 1818 starb und ihn ihren beiden Töchtern hinterließ. Diese waren Johanna Karoline Mündler und die Kaufmannsfrau Wilhelmine Karoline Kriese. 1821 kaufte der Professor Michael Gottlieb Fuchs diese Hälfte für 1302 Taler.


Die andere Hälfte besaß bis 1780 Carl Christian Lange, der bekannte Elbinger Ratsherr und Bürgermeister, von da an sein Erbe, der Bürgermeister Johann Benedict Lange, der sich mit seinem Bruder, dem Kriminal-, Zoll- und Akziserat Friedrich Traugott Lange in Glogau geeinigt hatte. 1817 kamen die Erben des Bürgermeisters Lange in den Besitz des Grundstücks.


Beide Hälften kaufte 1847 der Gastwirt Ferdinand Jordan für 2333 Taler und 1863 Franz Lettau für 2475 Taler. 1877 erbten die Besitzungen dessen Witwe und die Kinder. In demselben Jahre wurde die Gemeinde Lärchwalde gebildet und das ehemalige freie Bürgergut Emaus und Jerusalem, wie es übertrieben hieß, wurde nun zum bescheidenen  Grundstück Lärchwalde Nr. 16, das 1903 der Geheime Kommerzienrat Carl Ziese erwarb, um damit seinen Lärchwalder Besitz abzurunden.


Plantage, Fricks Ziegelei, Schesmershof und Öhmkenhof sind erst am Ende des 18. Jahrhunderts entstanden. Denn die heutige Gemarkung Lärchwalde war bis 1781 zum größten Teil eine bergige, unbebaute Sandfläche.


Als zu Anfang des 18. Jahrhunderts von 1703 bis 1710 Elbing von den Schweden besetzt war, entdeckten sie auf diesen Sandbergen eine Quelle, die sie für einen Gesundbrunnen hielten, und zwar sollte es ein Sauerbrunnen sein. Der Elbinger Rat wurde gezwungen, zwei Badstuben zu erbauen und zu unterhalten. 1710 eroberten die Russen Elbing von den Schweden. Der russische Generalfeldmarschall Bruce soll sich noch des Wassers dieser Quelle in großer Menge bedient haben, aber im übrigen ging jene Badeanstalt bald ein. 1790 wurde in der Nähe des Schloßberges auf den Sandbergen eine lange unterirdische Röhrenleitung gefunden, die nach der Stadt Elbing führte. Man grub ihr aber nicht weiter nach, um festzustellen, wo sie zu Ende wäre. Vielleicht standen diese Röhren irgendwie mit jener alten schwedischen Badeanstalt in Verbindung.


Die bergige Sandfläche gehörte der Elbinger Kämmerei. Die vor dem Königsberger Tor wohnenden Vorstädter benutzten diese Fläche als freie Weide. Seit 1781 entstanden nun hier die vier Höfe: Plantage, Fricks Ziegelei, Schesmershof und Öhmkenhof. 1801 wurde auf dieser Sandfläche auch Pangritz-Kolonie begründet, die aber heute zum Stadtkreis gehört und daher hier unbeachtet bleibt.


Wir wenden uns der Entstehungsgeschichte jener vier Höfe zu.


1. Plantage


Zur Zeit Friedrich des Großen betrieb man vielerorts emsig den Seidenbau und pflanzte zu dem Zweck Maulbeerbäume an. Zu den Elbingern, die diesen Erwerbszweig pflegten, gehörte auch der Kaufmann Christoph Poselger. Da die Regierung den Seidenbau angelegentlich förderte, erhielt Poselger 1781 von der Sandfläche drei kulmische Morgen. Drei weitere Morgen erwarb Poselger für einen Grundzins von je zehn Silbergroschen für jeden Morgen, 1785 dazu noch eine Hufe unter denselben Bedingungen. Das Land sollte er zur Anpflanzung von Maulbeerbäumen verwenden. Er starb bereits 1788. Seine Witwe gab sich mit dem Seidenbau die größte Mühe; sie hatte aber nur ganz geringen Erfolg. Ihre Bemühungen gab sie vollständig auf, als die Regierung die Begünstigung des Seidenbaues infolge des ungünstigen Klimas einstellte. Aber aus dieser Zeit seiner ersten Verwendung her nannte man den Hof lange Maulbeerplantage.


Seitdem das Land dem Seidenbau nicht mehr diente, verwendete die Besitzerin es zu Acker- und Gartenzwecken. Deshalb aber mußte sie auch seit 1806 einen jährlichen Grundzins von zwanzig Silbergroschen für jeden Morgen Land an die Kämmerei entrichten.


Nach einem späteren Besitzer, dem Buchhändler Hartmann, wurde der Hof zeitweilig auch Hartmanns-Plantage genannt.


2. Fricks Ziegelei


1797 erwarb der Maurermeister Fricke mehr als zwei kulmische Hufen von der Sandfläche, um hier eine Ziegelei anzulegen. Er zahlte an jährlicher Erbpacht 23 Taler Kanon für das Land und acht Taler für die Ziegelei. Die Ziegelei war noch um 1870 in Betrieb. Um 1830 besaß das Anwesen der Stadtrat August Silber.


3. Schesmershof


Dieses Grundstück trägt seinen Namen von einem Scharfrichter der Schesmer hieß. Er erwarb von der Sandfläche mehr als 23 kulmische Morgen. An Erbpacht zahlte er dafür jährlich 53 Taler. Zu seinem Lande gehörte auch der sogenannte Schloßberg, also der altpreußische Burgwall. An diesem wollte Schesmer einen Weinberg anlegen. Er führte seinen Plan aber nicht aus. Da er zugleich Abdecker war, gründete er 1809 eine Lederfabrik, die aber nur zehn Jahre bestand.


4. Öhmkenhof


Im Jahre 1800 erwarb ein Töpfermeister Sprengel hier vierzehn kulmische Morgen gegen eine jährliche Erbpacht von elf Talern. Er wollte eine Fayencefabrik anlegen, da er den Ton für diesen Zweck hier für ganz besonders geeignet hielt. Daraus wurde aber nichts, und darum verkaufte Sprengel mit Genehmigung des Magistrats sein Land bereits 1801 an den Kaufmann Öhmke. Nach diesem führt der Hof noch heute seinen Namen. –


Zu Lärchwalde gehört auch das im Besitz der Elbinger St. Georgenbrüderschaft befindliche Grundstück Rodeland oder Rodacker. Es heißt so, weil es ausgerodetes Land ist. Um 1543 besaß das Gut in einer Größe von vier Hufen der Georgenbruder Georg Wildfang. Nach seinem Tode kam es an die St. Georgenbrüderschaft. Die Erben Wildfangs strengten dieserhalb zwar einen Prozeß an. Am 18. März 1621 aber traten sie ihr Eigentumsrecht an die St. Georgenbrüderschaft ab, die Rodeland seitdem im Besitz hat. Sie nutzt die Besitzung durch Verpachtung. 1718 brachte die Pacht 190 Florin. Seitdem stieg der Pachtbetrag beständig, und zwar deshalb, weil durch Ausroden von Wald und Gestrüpp immer mehr Land gewonnen wurde, für die Jahre 1820 – 1826 brachte das Land 1000 Florin, für die Jahre 1826 – 1832 zweihundertzwanzig Taler Pacht. Damals hatte Rodeland 137 Morgen Ackerland. Der gesamte Besitz war fünf Hufen und fünfzehn Morgen groß. Rodeland, das unbewohnt ist, galt ehemals als freies Bürgergut. Bei Bildung der Gemeinde Lärchwalde im Jahre 1877 wurde es zum Grundstück Nr. 17.


Zur Gemeinde Lärchwalde gehört in kommunaler Beziehung auch der Vorstädtische Roßgarten.


Die Gemeinde Lärchwalde hat heute (das war etwa im Jahre 1925) 276 ha und 292 Bewohner.




zurück.

(          Hannelore Albuszies)