DER LANDKREIS ELBING   
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NEUKRUG

Neukrug lag in der Ordenszeit, in der polnischen Zeit und auch noch in der ersten preußischen Zeit etwa zwei bis drei Kilometer in nordwestlicher Richtung von der heutigen Stelle entfernt. Auf der Karte ist die Lage Alt-Neukrugs eingezeichnet. Man bezeichnet dort eine Stelle als „versandete Kirche“. Damit ist die ehemalige Alt-Neukrüger Kirche gemeint.

Am 16. Mai 1429 stellte der Ordensmarschall Heinrich Holt, Komtur von Königsberg, die Handfeste für den Krug in Neukrug aus. Der Krüger hieß Hannos. Er hatte außer dem Kruge einen Morgen Wiesenland. Der jährliche Zins, den er zu Martini zu entrichten hatte, betrug zwei Mark und einen Vierdung (siehe Geldwesen).

Neukrug gehörte in der Ordenszeit zum Pflegeramt Lochstädt, das ein Teil der Komturei Königsberg war. Damals war Pfleger von Lochstädt der ehemalige Hochmeister Heinrich von Plauen, der tapfere Retter der Marienburg nach der Schlacht bei Tannenberg (1410). Er starb in Lochstädt in den letzten Tagen des Jahres 1429.

In der polnischen Zeit stand Neukrug unter Danziger Herrschaft. Danzig baute auch die Kirche in Alt-Neukrug. Früher hatte die Kirche für diesen Nehrungsteil jenseits der Grenze auf herzoglich-preußischem Boden gestanden. Die Nehrung nordöstlich vom Grenzhaus gehörte damals zum Herzogtum Preußen. Hier stand eine Kirche gleich hinter der Grenze auf der „Scheute“, deren Stelle auf der Karte bezeichnet ist. Scheute soll wohl so viel wie Scheide, d.h. Grenze, bedeuten. Um die Wende des Jahres 1582 zu 1583 verließen die letzten 18 Bewohner und der Pfarrer dieser Kirche an der Scheute des Flugsandes wegen ihr Dorf. Was von dieser Kirche noch brauchbar war, wurde nun zum Bau der Neukrüger Kirche verwandt, so auch ein Fenster von 1563, aus dessen Inschrift hervorging, daß die Kirche an der Scheute erst 1563 erbaut worden war. In den neuen Fenstern dieser Neukrüger Kirche sah man die Wappen Danziger Ratsfamilien, den der Danziger Rat baute die Neukrüger Kirche. Wann dieser Bau erfolgte, wissen wir nicht. Es ist aber anzunehmen, daß es um 1600 geschah. Bis 1626 hatte Neukrug eigene Pfarrer. Damals aber wurde die Pfarrstelle der schlechten Einkünfte wegen aufgehoben und die Versorgung der Kirche zu Neukrug dem Pfarrer von Pröbbernau übertragen. Wir kennen noch die Namen der Geistlichen, die bis 1626 in Neukrug im Amte standen. Es waren Thomas Kleinschmidt (seit 1604), Martinus Florius, Petrus Valentin (1611-1613), Johann Rosenstadt (seit 1616), Felix Mathesius, Bartholomäus Hanekau (ging 1620 nach Pröbbernau) und David Möller (ging 1626 nach Pröbbernau). Die ältesten Kirchenbücher Neukrugs sind verloren gegangen, höchstwahrscheinlich im zweiten schwedisch-polnischen Krieg (1655-1660), denn die heutigen Kirchenbücher beginnen erst mit dem Jahre 1660.

1743 war die Kirche baufällig geworden und mußte durch eine neue ersetzt werden. Der damalige Bürgermeister und „Administrator der Nehrungschen und Scharpauischen Güter“, Johann Wahl in Danzig ließ den Bau ausführen (Bemerkung: Bis 1793 gehörte die Nehrung zu Danzig, seitdem bis 1807 zu Preußen, dann bis 1815 wieder zu Danzig, seitdem zu Preußen). Die neue Kirche hatte auch einen Turm, was bei der alten nicht gewesen zu sein scheint.

Diese Kirche wurde 1825 von der Düne verschüttet. Sie stand also nur 82 Jahre. Lange schon sah man das Unheil nahen. Man zäunte vor der Kirche um den Sand abzuhalten. Das half zunächst auch ein wenig. Aber aus Mangel an Strauch konnte man mit dem Zäunen nicht fortfahren. So rückte denn die Düne gegen die Kirche mit aller Macht vor. Bis zum Äußersten aber hielt die Gemeinde ihr Gotteshaus. Zwei Fensterfächer wurden mit Brettern verschlagen, weil der Sand schon vor ihnen lag. Vierzehn Tage vor der gänzlichen Zerstörung mußte auch die Sakristei abgebrochen werden und die Kanzel, der Taufstein, der Altaraufsatz und aller innerer Schmuck herausgenommen werden. In der kahlen Kirche fand trotzdem Gottesdienst statt, und am 13. Februar 1825 hielt Pfarrer Sawatzki (von 1824-1880 in Pröbbernau) vom Altar aus die letzte Predigt über den Text Micha 3,12: „Der Berg des Tempels wird zu einer wilden Höhe werden.“ Dann spendete er noch 62 Abendmahlsgästen das Sakrament. Schon in der folgenden Nacht kam ein großer Sturm aus Nordwest, der den Sand so stark gegen die Kirche trieb, daß die Westecke am Chor eingedrückt wurde. Der Sand lag bis vor dem Altar. Man grub nun noch schleunigst die Bänke heraus. Vom 14. bis 18. Februar wurde die Kirche, soweit es möglich war, abgebrochen. Vom Turm wurden nur die Spitze und die Glocke gerettet. Bis zum Erntedankfest im Oktober fand der Gottesdienst in der Schule statt.  Im Schulgarten wurde ein kleiner Glockenstuhl errichtet, in dem man die Glocke anbrachte. Die alte Kirche hätte noch sehr lange stehen können, denn sie war in keiner Weise baufällig. Aber nicht nur die Kirche ging zugrunde, Alt-Neukrug fand überhaupt ein Ende. Man wählte die Stelle des heutigen Neukrug für die neue Siedlung auch deshalb, weil dort noch altalluvialer Braundünenboden zu finden war, der geringen Ackerbau zuließ.

In dem heutigen Neukrug baute man schon im Mai 1825 die neue Kirche aus Fachwerk mit Mauerwerk, außen schwarz und rot getüncht, so daß sie aussah wie die alte Kirche. Man schuf auch im Innern die neue Kirche der alten möglichst genau nach. Um sie vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren, baute man sie auf die Höhe der Düne, etwa 3 km südwestlich der alten Stelle. Am 9. Oktober 1825 fand hier der erste Gottesdienst statt. Nach halbhundertjährigem Bestand zeigte diese Kirche schon bedeutende Mängel. Das Holzwerk war morsch, die Fenster waren undicht. Die Kälte drang im Winter dermaßen ein, daß den Kirchenbesuchern die Gliedmaßen erfroren. Daher baute man 1884 mit vielen Beihilfen und Unterstützungen eine neue Kirche. Sie ist ein Backsteinbau und der alten evangelischen Kirche in Zoppot nachgebildet. 1859 hatte Neukrug wieder einen neuen Geistlichen bekommen, doch war das nur eine Episode von wenigen Jahren. Sehr bald wurde die Pfarre wieder aufgehoben und mit Pröbbernaus vereinigt. Zum Kirchspiel gehören außer Neukrug noch Narmeln und Vöglers. Das Kirchspiel umfaßt etwas über 500 Seelen.

Die Pfarrer, die in Neukrug im Anfang des 17. Jahrhunderts wirkten, waren gleichzeitig Lehrer. Seitdem die Pfarre 1626 aufgehoben war, werden eigentlich Lehrer dort tätig gewesen sein. Von 1660 an gibt es eine „Schulmeister-Tabelle“. Als 1825 die Kirche versandet war, blieb die Schule noch bestehen, da sie der Versandung weniger ausgesetzt war. Aber 1826 wurde sie ein Raub der Flammen. Die Schule wurde nun auch nach dem heutigen Neukrug verlegt. Aber es dauerte eine Weile, bis der Neubau zustande kam. Bis dahin fand der Unterricht in einer gemieteten Stube statt. 1905-06 wurde dann westlich von der Kirche auf der Höhe der Düne das heutige Schulhaus erbaut, denn die alte Schule war nicht nur völlig baufällig, sonder auch vielfach vom Hochwasser des Haffs bedroht.

Im Juli 1919 strandeten vor Neukrug ein Mienensuchboot und ein Torpedoboot. Da die Schiffe nicht abgeschleppt werden konnten, wurden sie vom Reich zum Abwracken verkauft.

Neukrug hat heute (das war im Jahre 1925) 8 ha und 101 Bewohner.





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Auskünfte über die Orts- und Familiengeschichte von Vöglers, Neukrug und Narmeln, insbesondere über die verwandtschaftlichen Verhältnisse der Fischereigeschlechter erteilt im Rahmen seiner Möglichkeiten:

Wolfgang Löwner, Schlesierweg 14, 27578 Bremerhaven, Tel.: 0471/3 096 652

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