DER LANDKREIS ELBING   
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CADINEN/KADINEN (3)


Im August 1845 kam Friedrich Wilhelm IV. mit einem Dampfer von Königsberg nach Cadinen, wo er ein Frühstück einnahm. Dann fuhr er nach dem Kloster, um die damals noch freie Aussicht vom Klosteraltan zu genießen. Er verließ alsdann Cadinen auf dem Landwege über Panklau nach Elbing, wobei er den hochstämmigen Panklauer Buchenwald die „Heiligen Hallen“ genannt haben soll. Dieser Name ist in der Bevölkerung seitdem erhalten geblieben.


Eduard Birkner überließ 1867 das Gut seinen beiden Söhnen, dem Gerichtsassessor Dr. jur. John Erich Birkner und dem Leutnant Arthur Birkner, für 150.000 Taler. Am 31. Oktober 1868 starb Eduard Birkner. 1878, nach dem Tode seines Bruders Erich, war Arthur Birkner der alleinige Besitzer Cadinens (Für ihn ließ Arthur Birkner das Mausoleum im Park erbauen, in dem der Erbauer mit seiner Gattin später selbst beigesetzt wurde. In der Kaiserzeit wurde das Mausoleum zur Gutskapelle, in der viele Gottesdienste abgehalten worden sind, bis die Kirche in Benutzung genommen wurde.) Er brachte das Gut in wirtschaftlicher Beziehung zunächst sehr in die Höhe, auch erwarb er 1881 das Gut Kickelhof und 1883 die Kickelhöfer Mühle. Dadurch erfuhr die Herrschaft einen Zuwachs von 736 preußischen Morgen. Sie wurde dadurch 7140 preußische Morgen groß. Um 1890 suchten empfindliche Brände Cadinen heim. (Am 25.9.1889 brannten die Wirtschaftsgebäude in Kickelhof ab und am 6.11.1892 die Ställe und Scheunen in Cadinen.) 1889 feierte die Familie Birkner ihr 75jähriges Besitzjubiläum in Cadinen. Damals wurde die von Freunden Birkners gestiftete Germaniastatue von Calandrelli auf einer noch heute erkennbaren Stelle im Park aufgestellt.


Cadinen war im Lauf der Jahrhunderte schon in den Händen mancher bedeutenden und bekannten Männer gewesen. Aber seine größte Zeit sollte noch kommen. Am 15. Dezember 1898 erwarb der deutsche Kaiser Cadinen. Arthur und Erich Birkner hatten bestimmt, daß das Gut nach ihrem Tode an den preußischen König fallen sollte. Da Arthur Birkner kinderlos war und ihm die Bewirtschaftung Cadinens in seinem Alter schwer fiel, übergab er die Besitzung schon zu seinen Lebzeiten 1898 dem Kaiser gegen Übernahme der Belastungen und eine jährliche Rente. Arthur Birkner starb 1905 zu Hannöversch-Minden und ist in Cadinen beigesetzt.


Am 2. Juni 1899 besichtigte der Kaiser den neuerworbenen Besitz, und am 5. und 6. Oktober war er zum ersten Male zusammen mit der Kaiserin hier. Der Kaiser liebte Cadinen sehr und war in jedem Jahr für gewöhnlich zweimal auf seinem westpreußischen Rittergut. Auch die Kaiserin und die kaiserlichen Kinder weilten gern in Cadinen. Bewirtschaften ließ der Kaiser das Gut seit 1898 von dem damaligen Landrat, späteren Geheimen Oberregierungsrat von Etzdorf. Der Kaiser ließ in Cadinen viele schöne Bauten ausführen, als bedeutendsten die herrliche, im Ordensstil gehaltene Kirche, deren Grundstein am 12. Juli 1913 gelegt, und die am 14. November 1920 eingeweiht wurde. Was Cadinen heute ist, das ist es durch den Kaiser geworden. Cadinen hat eine große Ziegelei und eine Majolikafabrik, die auf eigene Initiative des Kaisers zurückzuführen ist und einheimischen Ton zu künstlerischen Erzeugnissen verarbeitet. Die Arbeiterhäuser in Cadinen sind in ansprechendem Villenstil, Schule und Post in Anlehnung an den Ordensstil erbaut. Für die alten und kranken Gutsinsassen ist ein schönes, großes Altersheim errichtet worden. Die Brennerei, die Cadinen schon seit Jahrzehnten besitzt, ist neu ausgebaut worden. Wo heute die Meierei sich befindet, war früher eine Brauerei.


Das Cadiner Kloster ist durch den Grafen Johann Theodor Dietrich von Schlieben begründet worden. Nachdem schon 1682 einige Gebäude errichtet waren, erfolgte am 16. August 1683 die Einweihung. Der Stifter stattete das dem Franziskanerorden überwiesene Kloster mit einigem Besitz aus. Die bis dahin hölzernen Gebäude wurden in den Jahren 1745-1749 im wesentlichen durch den damaligen Besitzer Cadinens, den Grafen Domski, in solche von starken Mauerwerk umgewandelt. Ihre Trümmer sieht man noch heute. Am 22. Juni 1749 weihte das massive Kloster der ermländische Domherr Krasinski, Graf von Krasne, der auch Weihbischof von Chelm bei Lublin in Polen war. 1751 genehmigte der ermländische Bischof Grabowski für das Cadiner Kloster die sogenannte Kreuzwegandacht, die dem Franziskanerorden eigentümlich war. Reste von den Stationen dieser Andacht sind heute noch in der Cadiner Klosterkirche sichtbar. Zur Zeit seiner höchsten Blüte soll das Cadiner Kloster 24 Mönche gehabt haben; meistens werden es natürlich weniger gewesen sein. Es war, im Grunde genommen, nur ein kleines, armes Kloster von kurzer Dauer. 1683 begründet, wurde es 1826 schon aufgehoben. Der Hauptgrund seiner Begründung mag darin gelegen haben, daß Graf Schlieben, der ja selbst zur katholischen Kirche übergetreten war, recht viele Evangelische durch die Bemühungen der Cadiner Mönche zum Katholizismus bekehrt sehen wollte. Lag doch das Kloster gerade an der Grenze des katholischen gegen das evangelische Gebiet. Die Starostei Tolkemit war ganz und die Cadiner Herrschaft größtenteils katholisch, unmittelbar aber daran grenzte das ganz evangelische Elbinger Gebiet. Die Cadiner Mönche haben auch eine ganze Reihe Evangelischer zum katholischen Glauben bekehrt, wie die Klosterchronik ausweist. (Diese Klosterchronik hat den Titel Archivum Convectus Cadinensis Ad Sanctum Antonium Paduanum. Comperatum Anno Dni 1765. Sie reicht aber bis 1790. Ein photomechanisches Faksimile von ihr befindet sich in der ehemaligen Königlichen Hausbibliothek in Berlin.) Irgend einen greifbaren Erfolg im protestantischen Elbinger Gebiet hat die Tätigkeit der Mönche aber nicht gehabt. Als das Kloster 1826 aufgehoben wurde, war der Stand der Konfessionen unverändert. 1783 feierte das Kloster 100jähriges Jubiläum. Daran erinnert noch heute die Tafel über dem Osteingang der Klosterkirche an der Außenseite. An der Innenseite des Westeingangs gibt eine andere Tafel Kunde über die am 22. Juni 1749 erfolgte Einweihung des massiven Klosters.


Das Kloster bestand aus vielen Gebäuden. Am Nordwestende der Kirche befand sich eine kleine Kapelle, Lauretum oder Loretto genannt. Sie war wohl für die Andachten der Gutsherrschaft bestimmt und fast ganz dunkel. Später, als das Kloster verfiel, baute man an Stelle des Daches dieser Kapelle einen Altan, der eine herrliche Aussicht bot und von dem manche fröhliche Sängergesellschaft ihre Lieder erschallen ließ.


Unmittelbar an die Kapelle schloß sich die Kirche, deren Trümmer man noch heute sieht. An die Kirche stieß ein Querflügel; dort wohnte der Guardian, das war der Oberste im Kloster, und der Definitor, das war der Lehrer. Außerdem waren dort das Refektorium, d.h. der Speisesaal, und die Räume für die noch nicht geweihten Mönche, die noch unterrichtet wurden. An das Refektorium schloß sich der Zellenflügel an, in dem die Mönche wohnten, an diesen Wirtschaftsgebäude, die auch weiterhin einen größeren Hofraum einschlossen. Vor der Wohnung des Guardians lag ein Blumengarten. Südlich von der Kirche lag ein großer Obstgarten. Acht Schritte von der Kapelle stand ein Glockenturm mit nur einer, allerdings großen Glocke und einer Uhr, deren Zifferblatt die Jahreszahl 1775 zeigte. Der Turm ist in jenem Jahr erbaut worden. Auf dem Kirchendach war auch noch ein kleines Türmchen mit zwei Glocken. Etwa 15 Schritte vom Glockenturm stand das Fremdenhaus mit 8 Stuben; in ihm übernachteten die Wallfahrer. Auf der Westseite des Klosters stand ein Häuschen, in dem ein Dienstmann wohnte. Neben ihm war eine ganz einfache kleine Ziegelei. 1727 wurde auf dem Klosterhof ein 90 Fuß tiefer Brunnen gegraben. Sechzig Schritte westwärts von der Kirche befand sich ein Teich. Um die Kapelle und den nordwestlichen Teil der Kirche lag ein Kirchhof. Die Franziskaner waren Bettelmönche, sie lebten also von milden Gaben. („Noch in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts gab es Leute, die sich aus ihrer Kindheit der Mönche in Elbings Straßen entsinnen konnten und des Geräusches ihrer Holzpantoffeln auf den holprigen Steinpflastern.“ E.Dobbert im Elbinger Jahrbuch III, 1923, S. 188) Das Cadiner Kloster hatte aber auch zwei Knechte, deren jeder mit einem Viergespann ins Land fuhr, um die Gaben einzusammeln.


Das Leben im Kloster war streng geregelt. Die Frühglocke ertönte bereits um 4 Uhr morgens, um 5 ½ Uhr war die Morgenandacht beendet, die Messen wurden bis 8 Uhr gefeiert. Das darauf folgende Frühstück bestand aus Branntwein und Feinbrot. Dann gingen die Mönche in ihre Zellen um zu beten; von 10-11 Uhr war Gottesdienst in der Kirche. Um 11 Uhr aß man zu Mittag. Man lebte ganz gut im Kloster. Es wurde viel Fleisch gegessen und viel Bier getrunken, daneben auch Wein an besonderen Tagen. (In einem Jahr sollen einmal 13 Oxhoft = 2678 Liter verbraucht worden sein.) Beim Essen schwieg jeder, nur ein Mönch las aus einem Erbauungsbuch etwas vor. Bis 3 Uhr konnten die Mönche sich der Erholung widmen. Sie gingen spazieren oder schoben Kegel. Um 3 Uhr war die Vesper in der Kirche, um 5 Uhr Abendbrot, bis 7 Uhr war Spazierengehen in den Baumgängen um das Kloster erlaubt. Um 7 Uhr ging man zur Ruhe.


Zwei Fastenzeiten hatten die Mönchen: von Allerseelen bis Weihnachten und von Fastnacht bis Ostern. In diesen Zeiten durften sie kein Fleisch essen. Fastennahrung war unter anderem die Weinbergschnecke (Helix pomatia), die sich noch heute in der Cadiner Gegend findet.


Die Kleidung der Cadiner Mönche war das übliche Franziskanergewand; ihre Schlafstätten waren recht bescheiden. Jeden Mittwoch und Freitag nach dem Abendbrot geißelten sich die Mönche unter Gebeten. Auch Laien nahmen an diesen Geißelungen teil, so z.B. der Herr Ignatius von Znaniecki, der Besitzer Reimannsfeldes, der 1802 im Cadiner Kloster beigesetzt wurde.


Im Kloster war eine Schule für 6-8 Knaben, die für den Kirchendienst gebraucht wurden. Der Definitor unterrichtete sie. Die Knabenschule darf aber nicht mit der Ortsschule verwechselt werden. Sie hatte nichts mit ihr zu tun.


Cadinen war großer Wallfahrtsort. Jährlich wurden hier einige große Kirchenfeste gefeiert, die tagelang dauerten, so z.B. das Fest des hl. Antonius vom 13. Juni an acht Tage lang. Am Klosterberg entwickelte sich dann ein lebhaftes Jahrmarktstreiben.


1810 wurden die Klöster in Preußen vom Staate aufgehoben. Davon wurde auch das Cadiner Kloster betroffen Aber erst 1826 ging es wirklich ein, so lange lebten in ihm noch Mönche. Die letzten beiden Laienbrüder vergriffen sich noch am Klostergut und fanden ein trauriges Ende.


Der Besitz der Kirche und die Bücherei kamen an den Dom in Frauenburg, der vieles an andere Kirchen überwies.


Als Landrat Abramowski Handwerker in das nun öde Kloster zu Reparaturen schickte, brachen einige in das Grabgewölbe unter der Kirche ein und beraubten die Leichen. Die Verbrecher wurden bestraft.


Der Staat wußte mit den leeren Klostergebäuden nichts Rechtes anzufangen. Daher verkaufte er sie 1840 an Eduard Birkner, den Besitzer Cadinens für 2.000 Taler. Dieser hatte schon den bescheidenen Grundbesitz des Klosters vorher erworben. Birkner mußte die Grabkapelle zuschütten und bis 1866 gesperrt halten. 1842 legte der Gutsherr die Dorfschule in den Querflügel des Klosters.


Allmählich verfielen die übrigen Klostergebäude, eins nach dem anderen wurde abgetragen und die Ziegel wurden für Gutsbauten verwertet. Zuletzt wurde 1889 die Kirche abgebrochen, um die verbrannten Wirtschaftsgebäude in Kickelhof wieder aufzubauen. Vor ihrem Abbruch fand ein Jagdfrühstück im ehemaligen Kirchengebäude statt. Nur seine Ringmauern stehen und gewähren heute ein Bild, das zur Wehmut stimmt. Der Querflügel ist jetzt von Gutsleuten bewohnt.


Zur Klosteranlage gehörten auch die sogenannten drei Kreuze. die am alten Landwege nach Tolkemit sich befinden. Sie bestehen aus einem gemauerten Kruzifix und zwei Säulen, auf denen einst zwei Heiligenfiguren, Franziskus und Antonius, die Schutzpatrone des Klosters, standen. (Dieser Franziskaner-Heilige ist neben der Gottesmutter der populärste und meist angerufene aller Heiligen in der katholischen Volksfrömmigkeit.) Auf dem Mauerwerk des Kruzifixes war früher eine Wetterfahne mit dem Buchstaben S (Schlieben) und der Jahreszahl 1682 zu sehen. Die beiden Säulen waren früher gleichsam das Klostertor. Hier begannen die Prozessionen. Die Wallfahrer verließen hier die Landstraße und betraten das Klostergebiet. An diese drei Kreuze knüpft eine Sage an, die von der Begründung des Cadiner Klosters handelt.


Zur Klosteranlage gehört auch die kleine Kapelle auf dem Kapellenberg, 1777 von Hofrat Hischek, dem damaligen Verwalter oder Pächter Cadinens erbaut und vom Ortsmaler Trippenbach mit Bildern geschmückt. (Die Klosterchronik nennt ihn 1776 Bonorum Cadinens. Commissarius, also Verwalter; Kutschki, Tolkemit I 439: Pächter. Hischek starb am 25. Juli 1786, 74jährig, in Cadinen, Tolkemiter Sterberegister) Die Kapelle ist 1919 wieder restauriert.


Eine Schule hat Cadinen erst in der preußischen Zeit, also nach 1772, bekommen. In der polnischen Zeit hat der selbstherrliche Besitzer Cadinens sich kaum veranlaßt gefühlt, eine Schule zu begründen und einen Lehrer zu unterhalten. Anders wars im Elbinger Gebiet, wo der Rat sich gedrungen fühlte, auch für das Schulwesen auf dem Lande zu sorgen, und wo die preußische Beeinflussung seit 1703 wirkte.


Der erste Lehrer Cadinens, von dem wir Kunde haben und der hier im ausgehenden 18. Jahrhundert tätig war, hieß Koskowski. Die Lehrerstelle war selbstständig und nicht mit der Klosterorganistei verbunden. Das Kloster hielt sich einen besonderen Organisten. Daß es außerdem noch eine Klosterschule gab, ist schon vorher gesagt worden.


Neben der Cadiner Schule bestand noch eine Schule in Rehberg, die erst 1823 aufgehoben wurde. Von da an bis 1874 war Rehberg nach Cadinen, seitdem nach Baumgart eingeschult.


Auf Koskowski folgte in Cadinen nach einer Vakanz der Lehrer Dominikus Bornowski, der vorher Klosterorganist gewesen war. Er erhielt am 19. Januar 1801 vom Kloster seinen Abschied und verwaltete seitdem die Organistei nebenamtlich. Er hatte täglich in der Klosterkirche zu spielen und erhielt dafür Essen und Trinken im Kloster. Am 20. Januar 1801 wurde er vom Gutsverwalter Scholten in Cadinen zum Schulmeister angenommen, nachdem der Propst Lingnau in Tolkemit seine Berufung genehmigt hatte. Er erhielt von der Gutsherrschaft: 24 Taler, 3 Scheffel Roggen, 1 Scheffel Gerste, ½ Scheffel Erbsen, freies Holz und einen Gemüsegarten. Außerdem hatte ihm jeder Cadiner Bauer jährlich ½ Scheffel Roggen zu liefern. Außerdem erhielt er noch Schulgeld von den Kindern, von den kleinsten 1 Groschen und von den größeren 1 ½ Groschen wöchentlich. Bornowski ging noch in demselben Jahre 1801 als Lehrer und Organist nach Heinrikau bei Mehlsack. Die Cadiner Lehrerstelle blieb bis 1804 unbesetzt. Da kam man auf den Gedanken, sie mit der Klosterorganistei zu verbinden. Diese versah Albert Gehrmann, der seine Ausbildung im Kloster genossen hatte und gleichzeitig Klosterschneider war. Für seine Klostertätigkeit erhielt er freies Essen und Trinken, 9 Taler, Leinwand zu vier Hemden und Schafswolle zu Hosen. 1804 wurde er nun noch Lehrer in Cadinen, Da er sich verheiratete, zog er in die Schule, die damals am Fichtwald nach dem Haff lag, dort, wo heute der leere Platz hinter der Wache ist. Sein Klostereinkommen wurde nun anders festgesetzt. Er erhielt 9 Taler, jeden Sonntag freies Essen im Kloster, wöchentlich zwei Brote, ein feines und ein grobes, außerdem sonntäglich einen Stof Bier, den er mit nach Hause nehmen durfte. Später wurde dem Lehrer Gehrmann das Ersteigen des Klosterberges beschwerlich, er bat daher um Verlegung der Schule auf den Klosterberg. Die Gutsherrschaft willfahrte seinem Wunsch und verlegte die Schule in das Waldwärterhaus, das etwa 250 Schritt vom Kloster entfernt lag, wenn man vom Dorf zum Kloster ging. (An der heutigen Südecke des Parkes, wo auch noch Fundamentreste gefunden werden.) Der Waldwärter Rautenberg zog in die bisherige Schule. Als Klosterorganist wirkte Gehrmann bis zur Aufhebung des Klosters im Jahre 1826. Seitdem hatte er die Klosterschlüssel und übte die Aufsicht über das leerstehende Kloster aus. Für seine Mühe erhielt er vom Staat monatlich zwei, später 3 Taler. Gehrmann starb 1841. Seine im Jahre 1782 geborene Frau war die Tochter des Klosterdienstmannes Labotzki, der in einer Person Brauer, Brenner, Bäcker und Schlächter war und in dem Häuschen hinter dem Kloster wohnte. Gehrmanns Witwe wurde sehr alt und hat dem Cadiner Lehrer Strehl, der eine mit vieler Liebe und Sorgfalt geschriebene Chronik Cadinens verfaßt hat, wertvolle Mitteilungen über das Klosterleben gemacht.


Gehrmanns Nachfolger wurde der Lehrer Joseph Ruttkowski aus Oliva um Weihnachten 1841. Zu Ostern 1842 wurde die Schule in das Kloster verlegt. Schulstube wurde die Wohnung des Definitors, Lehrerwohnung die des Guardians. So war die Dorfschule jetzt da, wo früher die Klosterschule gewesen war. Ruttkowski starb 1847 an der Schwindsucht. Sein Nachfolger wurde sein Bruder August, der bis 1850 hier wirkte. Dann kam der Lehrer Strehl hierher, der bis 1893 treulich sein Lehramt versah. Der „alte Strehl“ lebt noch heute in der Erinnerung vieler Cadiner.


1901 ordnete der Kaiser den Bau eines neuen Schulhauses an. Am 8. Oktober 1902 wurde es im Beisein des Kaisers eingeweiht. Der hohe Gutsherr bezeigte immer viel Interesse für die Schule und wohnte auch häufig dem Unterricht bei.


1909 wurde die katholische Halbtagsschule in eine evangelische Schule umgewandelt. Die erste Stelle ist mit einer evangelischen, die zweite mit einer katholischen Lehrkraft besetzt.


Zum Gutsbezirk Cadinen, der auch Scharffenberg und Rehberg umfaßt, gehören heute (das war im Jahre 1925!) 1.635 ha. Ein Teil der Herrschaft Cadinen ist außerdem der Gutsbezirk Kickelhof mit 188 ha. Beide Gutsbezirke haben 528 Einwohner. Cadinen hat auch noch Besitz in der Tolkemiter Gemarkung.






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(         Hannelore Albuszies)