STADT ELBING/WESTPREUSSEN  
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Busreise der Heimatkreise Elbing-Stadt und Elbing-Land vom 5. - 14. Juni 2015



Wieder einmal war der Zeitpunkt unserer Reise nach Elbing herangerückt. In diesem Jahr hatten sich 50 Personen angemeldet. Der Großteil unserer Reisegruppe traf sich schon am Nachmittag des 4. Juni in Rodewald bei der Firma Busche und verlebte im Hotel in Lindwedel den Abend vor der Fahrt nach Elbing. Diese gemeinsamen Stunden sind immer ein schöner Beginn, dienen sie doch einerseits dem Kennenlernen der neu Dazugekommenen, andererseits ist das Erzählen und Austauschen von zurückliegenden Erlebnissen ein Vertiefen der inzwischen schon zu Freundschaften gewachsenen Gemeinschaft.


Um 07.30 Uhr ging es dann am nächsten Tag los. Wie üblich mit viel Gesang und Hinweisen zum historischen Hintergrund, denn schließlich fuhren wir durch geschichtsträchtige Landstriche, die eng verbunden waren mit dem Entstehen des Ordensstaates im Osten. Unser Reiseleiter Günther Kuhn wusste, wie auf jeder Fahrt, viel darüber zu erzählen. Diesmal wurden auch die Kaiser Otto I. und Otto III., die uns auf allen bisherigen Reisen immer vertrauter geworden waren, Anlass zu einem Zwischenstopp in Magdeburg. Hier, in der ehemaligen Fürstenschule, begann im 10. Jahrhundert die Freundschaft Otto III., Boleslaw Chrobry und des späteren Missionars Adalbert von Prag, die noch vor Gründung des Ordensstaates die Beziehungen der beteiligten Mächte entscheidend mit beeinflusst haben. Wir besichtigten im Rahmen einer Führung den Magdeburger Dom. Es war ein schöner Auftakt. Und weiter ging es zur Zwischenübernachtung im Hotel „Panorama“ bei Stettin.


Am nächsten Morgen, dem 6. Juni, führte unsere Route über Stettin und weiter durch pommersches Gebiet. Dieses Land durchquerten vor fast 800 Jahren unsere Vorfahren, aus ganz Deutschland kommend, um eine neue Existenz im entstehenden Ordensstaat aufzubauen. Vor 70 Jahren dann mussten ihre Nachkommen in entgegen gesetzter Richtung vor dem Morden und Brandschatzen der Roten Armee fliehen, aber auch vor dem Terror der einrückenden Polen, die ihren aufgestauten Hass, verursacht durch Krieg und Unmenschlichkeit des deutschen faschistischen Regimes, nun gegenüber der deutschen Bevölkerung auslebten. Diesen Spagat zwischen dem Erlebten der ehemaligen Kriegskinder und dem Aufeinanderzugehen mit den heute in Polen lebenden Menschen zu bewältigen, ist u.a. auch immer ein Anliegen unserer Fahrten.


Wir erreichten Cammin, die ehemalige Residenz pommerscher Herzöge, wo wir den herrlichen Dom besichtigten, der auch an den Bischof Otto von Bamberg erinnert, der im 12. Jahrhundert das Volk der Pommern missioniert hat. Von hier aus fuhren wir nach Danzig, wo wir für zwei Übernachtungen im zentral gelegenen „Novotel“ abstiegen. Die schöne Altstadt fasziniert immer wieder, und so genossen wir die Stadtführung mit Beata, unserer polnischen Reiseführerin, sowie die privaten Spaziergänge, auf denen so manche schöne Handarbeit und der begehrte Bernsteinschmuck gekauft wurde. Ein Erlebnis war u.a. auch die Dampferfahrt über die Danziger Bucht nach Hela. Jeder konnte bei herrlichem Sonnenschein den Ort erkunden oder in den kleinen Gaststätten den wohlschmeckenden Seefisch genießen.


Auch die anschließende Fahrt über Krockow nach Oliva mit der Besichtigung des Domes war ein Erlebnis. Der Dom wurde durch die Zisterziensermönche im 12. Jahrhundert gegründet. Die heutige Klosteranlage stammt aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Ihre eindrucksvolle Innenausstattung aus der Barockzeit und die Orgelkonzerte ziehen die Besucher immer wieder in ihren Bann.


Nach so vielen Eindrücken in Danzig und seinem Umland freuten wir uns nun auf Elbing. Die Landschaft rechts und links der Straße wurde immer vertrauter. Bald grüßte uns der Turm der Nikolaikirche und Andreas Busche steuerte die Altstadt an, wo wir wieder im Hotel „Elblag“ am Alten Markt wohnten. Das Vier-Sterne-Hotel ist auf den Grundmauern der alten Häuser zwischen der Wilhelmstr. und der Spieringstr. erbaut worden. Natürlich zog es uns gleich, nachdem wir die Zimmer bezogen hatten, zu kleinen privaten Ausflügen durch die Stadt und zum Elbingfluß. Der Abend in der Gaststätte „Unter dem Hahn“ ist auch ein „Muß“ und wurde während des ganzen Aufenthalts die Anlaufstelle von allen Mitreisenden. Überhaupt, ab der Ankunft in Elbing konnte jeder sein ganz persönliches Programm absolvieren.


Am 9. Juni, unserem ersten vollen Tag in Elbing, unternahmen wir einen Rundgang durch die immer schöner werdende Altstadt. Im Anschluß daran ging es zur Besichtigung des wieder eröffneten Museums, wo wir an dem festlichen Akt der Übergabe eines weiteren Modells von Hans Pfau, dem Vorsitzenden des Pangritz-Clubs, teilnahmen. Dieses Mal hatte er die ehemalige Elbinger Ordensburg anhand von geschichtlichen Quellen nachgebaut. Wie alle seine früheren Modelle geben sie dem Betrachter ein eindrucksvolles Bild von historischen Bauwerken aus der Stadt Elbing. Den Nachmittag verbrachten wir bei der deutschen Minderheit in der Kantstraße. Seit Jahren gehören diese Besuche zu unserem Programm, wie auch die Übergabe einer größeren Spende der Reisegesellschaft.


Unser nächster Tag führte uns über Frauenburg nach Kahlberg. Die Zeit reichte für einen kurzen Besuch der Burganlage und des Domes, dann wartete schon das Schiff auf uns. Die Fahrt über das Frische Haff war wie immer ein Erlebnis. Die Sonne glitzerte auf dem Wasser und bald konnten wir in der Ferne Kahlberg erkennen. Noch war im Seebad beschauliche Ruhe, die wir auf dem Weg zur Ostsee genossen. Wasser, Sand und Kiefernduft sind bei unseren Mitreisenden immer noch fest verankerte Kindheitserinnerungen, aber auch das Suchen von Bernstein und der Verzehr von gebratenem Fisch. Die stetig zahlreicher werdenden Verkaufsbuden, Karussells und die immer höheren Hotelburgen, die fast an den Strand reichen, sind eine Beeinträchtigung der Idylle des Seebades.


Der dritte Tag in Elbing begann mit einer kleinen Stadtrundfahrt, vorbei an markanten historischen Gebäuden und alten Häuserzeilen, die zum großen Teil saniert sind. Es zeigt sich eine Stadt, die ganz bewusst die Geschichte erhält und in das gegenwärtige Leben einbezieht. Das heutige Ziel war zunächst Mohrungen. Auch hier stand einmal eine imposante Ordensburg, von der aber nur noch der nördliche Flügel erhalten ist und in den zurückliegenden Jahrhunderten verändert wurde. Die Familie von Dohna war hier Hausherr. Heute ist dieses Gebäude ein Museum. Die Ortsnamen im Kreis Mohrungen weisen auf die prussischen Siedlungen vor der Ordenszeit hin, aber auch auf die aus Thüringen und dem Südharz zugewanderten Kolonisten. Hier in Mohrungen wurde 1744 Johann Gottfried Herder geboren. Dieses Umfeld, aber vorwiegend Herders Erfahrungen als Lehrer und Geistlicher in Riga nach seinem Studium in Königsberg haben sein Interesse am Kulturgut der baltischen Völker geweckt. Es findet seinen Niederschlag in seinem Werk „Stimmen der Völker in Liedern“. Auch sein Wirken als Philosoph und Literat wurde bahnbrechend für die Deutsche Aufklärung.


Mit dem Bus ging es weiter nach Buchwalde und dann mit dem Schiff über die Rollberge nach Elbing. Die Instandsetzung des Oberlandkanals war gerade zum größten Teil abgeschlossen und die Anlage für den Tourismus freigegeben. Diese Wasserstraße, 1845 bis 1860 von dem Elbinger Baurat Georg Steenke geschaffen, brachte der Region von Deutsch Eylau bis Elbing wirtschaftlichen Aufschwung. Die eigens für die Abmaße der Loren gebauten Schiffe („Oberländer“) transportierten alles, was im Umland produziert und gebraucht wurde.


Der 12. Juni, unser letzter Tag in Elbing führte uns wie bei allen bisherigen Reisen über die Elbinger Höhe und durch die Niederung. Viele unserer Mitreisenden haben hier ihre Wurzeln und besuchen auch immer die Stätten ihrer Kindheits- und Jugendjahre.


Der Abfahrtstag aus Elbing war viel zu schnell herangerückt. Die zahlreichen schönen und vielfältigen Eindrücke dieser Reise milderten aber den Abschiedsschmerz. Auch die Rückfahrt über die Kaschubische Schweiz mit ihrer reizvollen Landschaft und den anmutigen kleinen Ortschaften trug dazu bei. Abends waren wir wieder im Hotel „Panorama“ bei Stettin, wo einige noch die letzten Zloties in Bernsteinschmuck anlegten.


Der letzte Tag brach an. Die zehntägige Reise, begleitet von schönem Wetter, vielen Erlebissen und einem freundschaftlichen Miteinander, hat die Teilnehmer wieder zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen lassen. Wir wurden von der Firma Busche und den Reiseleitern aufmerksam und umsichtig betreut.


Karin Uffmann-Kuhn,

stellvertretende Heimatkreisvertreterin

Elbing-Stadt und Elbing-Land